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Donauradweg, Teil 3

Wien - Passau - Vilshofen

Tag 12: Vilshofen - Kevelaer - 03.09.2006

Die Nerven blank...

„Mist! 8.03 Uhr!“ das war der Weckruf von Klaus an diesem Morgen. Zum Glück hatten wir alles, bis auf das Waschzeug, am Vorabend schon gepackt. Unser Zug fährt um 8.36 Uhr ab! Ohne lange Reden, und auch ohne Waschen und Zähneputzen, sprangen wir in unsere Sachen und waren knapp 5 Minuten später abfahrbereit. Seltsamerweise war die Türe zum Frühstücksraum noch verschlossen, so konnten wir noch nicht mal ein trockenes Brötchen für unterwegs mitnehmen .Da hatten die Vermieter wohl auch verschlafen! Wir mußten auch noch unser Zimmer bezahlen. Ich schellte Sturm. Die Klingel an der Haustüre war mit der Klingel am Haus gegenüber zusammengeschaltet, dort wohnten die Vermieter. Beim zweiten Schellen schaute die Vermieterin etwas irritiert aus dem Fenster. „Haben Sie auch verschlafen?“ fragte ich. „Wir müssen weg, sonst bekommen wir den Zug nicht. Sie wollten doch um viertel vor 8 das Frühstück fertig haben.“ Die Vermieterin begriff anscheinend nicht, was ich wollte. „Dreiviertel 8 hat mein Mann gesagt, wollten Sie frühstücken.“ „Nein, nicht viertel vor 9, sondern viertel vor 8“, antwortete ich, „wir müssen sofort los, sonst ist der Zug weg. Wo sollen wir das Geld hinlegen?“ Die Frau sagte wieder: „dreiviertel 8 hatten wir doch ausgemacht.“ „Ja, aber wir haben doch schon viertel nach 8. Sie haben doch reguläre Frühstückszeit von 8 bis 9.30 Uhr. Die anderen Gäste müssen doch auch frühstücken.“ Die Frau schaute auf ihre Uhr und meinte: „Wir haben doch noch keine 7 Uhr, wollen Sie früher fahren?“ Jetzt schaute ich zum erstenmal selbst auf meine Armbanduhr und stellte fest, daß sie recht hatte, es war wirklich noch so früh. Adrenalin stoppen, Blutdruck senken! Was war passiert? Da wir unseren Reisewecker zu Hause vergessen hatten, mußte die Armbanduhr von Klaus als Wecker herhalten. Bisher hatte es auch immer damit funktioniert. Er hatte die Weckzeit für heute auf 7 Uhr eingestellt. Wir hätten also genug Zeit gehabt. Da er aber in der Nacht mehrfach nachgesehen hatte, wie spät es war, hatte er einen falschen Knopf mitbetätigt und eine zweite Zeit aufgerufen, die man benötigt, wenn man z.B. in eine andere Zeitzone fliegt. Dumm gelaufen. Wir entschuldigten uns erst mal für unser Mißgeschick, gingen zurück aufs Zimmer und erledigten dann in Ruhe unsere Morgentoilette. Den Probelauf hatten wir jedenfalls bestanden, wir hätten den Zug bekommen! Nachdem wir dann lecker gefrühstückt und unser Zimmer bezahlt hatten, standen wir pünktlich auf dem Bahnsteig. Wir fuhren zuerst bis Landshut. Dort mußten wir umsteigen und hatten etwas Aufenthalt. Es standen noch zwei weitere Reiseradler auf dem Bahnsteig, mit denen wir uns nett unterhielten. Sie mußten nach Thüringen und wollten gegen 18 Uhr zu Hause ankommen. Wir wären voraussichtlich bis etwa 22 oder 23 Uhr unterwegs. Kurz bevor der Zug einfuhr, kam noch eine große Radfahrergruppe auf den Bahnsteig. 8 – 10 Pärchen wollten auch in den Zug Richtung Nürnberg. Klaus meinte: “Wir müssen unbedingt vor denen im Zug sein, sonst haben wir verloren.“ Man weiß in der Regel nie, wo sich das Radabteil befindet. Meist ist es am Anfang oder am Ende des Zuges. Man steht selten direkt vor dem richtigen Wagen um gleich einzusteigen. Als der Zug einfuhr, sahen wir, daß das Radabteil am Zuganfang war und schon ziemlich viele Fahrräder darin standen. Wir sausten in Richtung Zuganfang. Eine Zugbegleiterin kam raus und meinte: “Es ist zu voll, am Ende des Zuges ist noch ein Radabteil, da ist noch Platz.“ Also kehrt marsch und schnell zurück in die andere Richtung. Die anderen Radfahrer versuchten auch möglichst schnell in den Zug zu gelangen. Als wir das Radabteil hinter der Lok erreicht hatten, schaute der Lokführer aus seinem Fenster und meinte: „Hier paßt nichts mehr rein, es ist voll.“ Es war ein hin und her. Einige aus der großen Gruppe hatten es schon geschafft, in den Zug zu gelangen und die anderen versuchten auch hinein zu kommen. Der Zugbegleiterin stand der Schweiß auf der Stirn, aber sie versuchte nach Kräften, die Leute unterzubringen. Sie fragte uns, mit wie vielen Personen wir wären. Dann sprach sie ein Machtwort und schickte die große Gruppe wieder raus. Wir waren die letzten, die in den Zug durften. Uns fiel ein Stein vom Herzen! Die Zurückgebliebenen taten uns zwar leid, aber der eigene Pelz ist einem immer am nächsten. Wir hatten ja noch einige hundert Kilometer vor uns. Im Laufe der Fahrt leerte sich das Abteil etwas. In Regensburg kamen nach dem Umsteigen einige Erwachsene mit Kindern ins Radabteil. Sie veranstalteten dort ein richtiges Picknick. Es gab unter anderem Salat und Joghurt, aber das Besteck hatten sie vergessen. So was nennt man dann Fingerfood. Nach dem nächsten Umsteigen in Nürnberg verlief die Fahrt relativ problemlos. Sehr gemächlich, kamen wir bis Frankfurt. Da wir mit dem Wochenendticket reisten, hielt der Zug an jedem Baum. Man hätte unterwegs fast Blumen pflücken können. Aber was nimmt man nicht in Kauf, um preiswert von A nach B zu gelangen. Die regulären Bahnpreise sind ja mittlerweile unverhältnismäßig hoch. Wir hatten zwischendurch schon mal mit unserer Tochter telefoniert, die in Bonn zusteigen wollte, um mit uns nach Hause zu fahren. So wie es aussah, würden wir kurz nach 20 Uhr dort sein. In Frankfurt mußten wir in die S-Bahn nach Mainz umsteigen. Leider war unser Radabteil wieder mal am Ende des Zuges. Also am gesamten Zug entlang bis zum Anfang des Zuges, dann links den Schildern in Richtung S-Bahn folgen. Alles mußte wieder schnell gehen. Wir hatten nur ein paar Minuten Zeit. Wo war der Bahnsteig der S-Bahn? Wir mußten nach unten. Langes Suchen nach einem Aufzug konnten wir uns nicht erlauben, also auf die Rolltreppe, den Lenker und die Bremsen krampfhaft festhalten und runter. Das ganze zweimal. Da stand der Zug abfahrbereit, nur rein, geschafft! Er war sehr voll. Wir mußten uns etwas quetschen, aber egal, Hauptsache drin! Manche Fahrgäste reagierten etwas ungehalten auf unsere Fahrräder. Wir versuchten, andere so wenig wie möglich zu belästigen. Würde die Bahn solche Angebote in der Woche anbieten, dann würde sich alles mehr verteilen und es käme an den Wochenenden nicht zu diesem Gedränge. Langsam leerte sich das Abteil. Unser Puls hatte auch wieder Normalwerte erreicht. Ich schaute mich im Wagen um und entdeckte einen Streckenplan. Vor jedem Halt kam eine Durchsage, welchen Bahnhof wir als nächsten erreichen würden. Beim genauen Hinhören fiel mir auf, daß unsere Bahn nicht die Orte anfuhr, die auf dem Plan in Richtung Mainz eigentlich kommen mußten. Ich machte Klaus darauf aufmerksam und wir stellten beide mit Entsetzen fest, daß wir im falschen Zug steckten. Wat nu? Die Notbremse ziehen brachte nichts, also fuhren wir bis Wiesbaden. Die grobe Richtung stimmte zumindest. Bei unserem übereilten Sprung in den Zug hatten wir nur darauf geachtet, daß ein Zug zur richtigen Zeit auf dem richtigen Gleis stand. Wir hatten keine Zeit mehr gehabt, nachzusehen, ob er auch nach Mainz fuhr. Dumm gelaufen. In Wiesbaden erkundigten wir uns dann nach einer Verbindung nach Koblenz. Auf den nächsten Zug, den wir mit dem Wochenendticket benutzen durften, mußten wir über eine Stunde warten. Wir telefonierten zuerst mit unserer Tochter und teilten ihr mit, daß wir frühestens um 21 Uhr in Bonn wären und uns noch mal melden würden, wenn wir im richtigen Zug in Koblenz wären. Die Wartezeit versüßten wir uns mit einem Stück Kuchen. Fast planmäßig, aber eine Stunde später, erreichten wir den Koblenzer Hauptbahnhof. Er war uns schon von früheren Touren bekannt. Dort gibt es noch keine Aufzüge. Unser Radabteil war wieder mal am Zugende. Wir mußten uns wieder abhetzen: Treppe runter, Rolltreppe rauf. Mit einem Fuß auf einem Pedal schibbelten wir über den Bahnsteig. Von hinten kam eine Stimme: „Fahrräder schieben!“ Wir schafften es, in Rekordzeit, den nächsten Zug zu erreichen, der schon im Bahnhof stand. Im Radabteil saßen noch mehrere Radler, mit denen wir ins Gespräch kamen. Ein alleinreisender, junger Mann war auf der Rückfahrt von einer Tour den Rhein entlang. Ein junges, niederländisches Pärchen, war von Amsterdam über die Alpen nach Italien gefahren und ebenfalls auf der Heimreise. Der Zug stand immer noch im Bahnhof. Was war los? Wir waren ratlos und die Zeit drängte. Irgendwann, nach etwa 20 Minuten, ging es weiter. Anscheinend hatte der Zugbegleiter gefehlt, oder der Lokführer hatte ihn noch nicht gesehen. Die beiden Holländer hatten den gleichen Weg und befürchteten, genau wie wir, den Anschlußzug in Düsseldorf nicht zu erreichen, um nach Kleve zu gelangen. Als der Zugbegleiter kam, schilderten wir ihm unser Problem. Er war sehr freundlich und empfahl uns, nicht über Düsseldorf zu fahren, sondern in Köln auszusteigen, bis Krefeld zu fahren, nochmals umzusteigen, um dann nach Kevelaer bzw. Kleve zu gelangen. Unserer Meinung nach kam der letzte Zug kurz nach 23 Uhr durch Kevelaer und den mußten wir unbedingt erreichen, um nicht in Krefeld stecken zu bleiben. Nun gut, es könnte klappen. In Bonn stieg dann unsere Tochter zu und wir erreichten kurze Zeit später den Kölner Hauptbahnhof. Zügig erreichten wir den richtigen Bahnsteig. Zunächst fuhr ein Sonderzug ein. Danach kam die Durchsage, daß der Zug nach Krefeld etwa 20 Minuten Verspätung habe. Dann kam auf unserem Gleis erst der Zug nach Aachen an, direkt dahinter dann der Zug nach Krefeld. Mit dieser Verspätung konnten wir unmöglich den Anschlußzug in Krefeld erreichen. Wir hätten natürlich die letzten 40 Kilometer zur Not mit dem Fahrrad nach Hause fahren können, aber nach diesem Tag… Außerdem war unsere Tochter dabei. Die konnten wir schlecht auf den Gepäckträger setzen. Die beiden Niederländer mußten in der Nacht noch nach Nimwegen. Sie hatten in jedem Fall noch eine Radtour vor sich, denn zwischen Kleve und Nimwegen gibt es keine Bahnlinie mehr. Der Zugbegleiter beruhigte uns und sagte, der letzte Zug sei um 0.08 Uhr in Kevelaer. Wir kämen in jedem Fall noch mit dem Zug nach Hause. Kurz bevor wir Krefeld erreichten, kam er nochmals zu uns und meinte, er habe in Krefeld angerufen, der Zug würde bis 22.45 Uhr auf uns warten. Das war riesig nett von ihm! Trotz allem Ärger, den wir heute mit der Bahn hatten, das Personal war immer sehr hilfsbereit. Die Zugbegleiter haben sich alle nach Kräften bemüht. Um 22.44 Uhr erreichten wir den Bahnhof. Wir hatten genau eine Minute Zeit um den anderen Bahnsteig und den Anschlußzug zu erreichen. Unsere Tochter rannte mit ihrem Koffer zum Zug und wartete in der Türe auf uns, bis wir alle vier mit unseren Rädern im Zug waren. Der Rest der Tour verlief unproblematisch. Diese Bahnfahrt wird für uns unvergeßlich bleiben.

Fahrzeit:-
Fahrstrecke:-
Gesamte Tour:-


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